First published at 05:18 UTC on January 14th, 2022.
Herr, wasch ab meine Schuld
Klangbild: Albert Behrend
Stimme: Andreas Niederau-Kaiser
Diese Redewendung soll Aussagen entwerten, die zum Beweis einer angeblichen eigenen Unschuld gemacht werden, vor allem wenn diese mit Sachzwängen oder mangelnder …
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Herr, wasch ab meine Schuld
Klangbild: Albert Behrend
Stimme: Andreas Niederau-Kaiser
Diese Redewendung soll Aussagen entwerten, die zum Beweis einer angeblichen eigenen Unschuld gemacht werden, vor allem wenn diese mit Sachzwängen oder mangelnder Einflussmöglichkeit begründet werden, da Pilatus zum Zeichen seiner Unschuld nach dem Urteil an Jesus ein Reinigungsritual durchführt, die Hände wäscht (Mt 27,24 EU), obwohl dies seiner Ansicht nach nicht nötig wäre, da das Urteil nicht seine eigene Entscheidung und somit nicht seine Schuld sein könne, was er während des Rituals betont. Siehe auch Dtn 21,6 f. EU sowie Psalm 26,6 EU und 73,13 EU. Die Waschung war keine besondere von Pilatus inszenierte Geste, sondern gehörte zum Ritus der damaligen Gerichtsbarkeit. Ein Gerichtsherr konnte seine Urteile nicht auf kriminalistische Ermittlungen oder Beweise stützen, sondern lediglich auf Zeugenaussagen. So war die Gefahr einer Instrumentalisierung des Richters mittels falscher Anschuldigungen stets präsent. Ein Fehlurteil wäre für sich keine "Sünde" gewesen, zumal dieses Konzept zur damaligen Zeit im römischen Gedankengut noch nicht existierte, konnte aber die Pläne der Götter und Halbgötter (zu denen auch der Kaiser gehörte) stören, die jene mit einer Person noch haben konnten, was eine Bestrafung zur Folge gehabt hätte. Rituelle Waschungen sind in einigen katholischen Kirchen des römischen Ritus noch als „Lavabo“ Rituale ähnlich dem damals beschriebenen erhalten.
Die Bezeichnung Lavabo stammt von dem ersten Wort des lateinischen Gebets, das der Priester bei der Händewaschung in der außerordentlichen Form des römischen Ritus spricht: Lavabo inter innocentes manus meas… („In Unschuld will ich meine Hände waschen“, Ps 26,5–12 EU). In der ordentlichen Form betet der Priester: Lava me, Domine, ab iniquitate mea et a peccato meo munda me („Herr, wasch ab meine Schuld, von meinen Sünden mach mich rein“, Ps 51,4 EU.)
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