Das Volkslied "In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main" bezieht sich auf die Flucht von sechs Studenten, die aufgrund ihrer Teilnahme am Frankfurter Wachensturm 1833 zu lebenslänglichen
Gefängnisstrafen verurteilt worden waren.
Der Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833 war der gescheiterte Versuch von etwa 100 Aufständischen, zumeist Burschenschaftler aus Heidelberg und Würzburg, durch einen Überfall auf die Hauptwache und
die Konstablerwache in Frankfurt am Main eine allgemeine Revolution in Deutschland auszulösen.
Der mit großem Mut unternommene Sturm war verraten worden und wurde nach anfänglichem Erfolg — die beiden Polizeiwachen wurden erobert — von dem alarmierten regulären Militär niedergeschlagen.
Etwa 20 Studenten wurden gefangen genommen. Die gerichtliche Untersuchung zog sich lange hin. Am 19. Oktober 1836 wurde endlich das Urteil eröffnet, demnach
wurden 10 der Studenten zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Sechs der Verurteilten konnten mit Hilfe eines Gefängniswärters am Abend des 10. Januar 1837 fliehen.
Der Frankfurter Wachensturm gehörte neben dem Wartburgfest (1817) und dem Hambacher Fest (1832) zu den spektakulärsten politischen Aktionen des deutschen Vormärz und bereitete die Märzrevolution von 1848 mit vor.
Der erfolgreiche Ausbruch der sechs Studenten im Januar 1837 schlug sich in einem Spottlied auf die Obrigkeit nieder, das in den Jahren zwischen 1837 und 1848 als anonyme Umdichtung von Wilhelm Sauerweins
"Lied der Verfolgten" entstanden ist. Noch im ausgehenden 19. Jahrhundert war das Lied von den "sechs Studenten" in der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung ein beliebter Gesang.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es unter dem Titel "Die freie Republik" – vor allem im Rahmen der Folk- und Liedmacherbewegung – eines der populärsten historisch-politischen Lieder.
In dem Kerker saßen
zu Frankfurt an dem Main
schon seit vielen Jahren
sechs Studenten ein,
|: die für die Freiheit fochten
und für das Bürgerglück
und für die Menschenrechte
der freien Republik :|
Und der Kerkermeister
sprach es täglich aus:
Sie, Herr Bürgermeister,
es reißt mir keiner aus.
|: Und doch sind sie verschwunden
abends aus dem Turm,
wohl um die zwölfte Stunde,
bei dem großen Sturm. :|
Und am andern Morgen
hört man den Alarm.
O, es war entsetzlich
der Soldatenschwarm!
|: Sie suchten auf und nieder.
sie suchten hin und her,
sie suchten sechs Studenten
und fanden sie nicht mehr. :|
Doch sie kamen wieder
mit Schwertern in der Hand.
Auf auf, ihr deutschen Brüder,
jetzt geht's für's Vaterland.
|: Jetzt geht's für Menschenrechte
und für das Bürgerglück.
Wir sind doch keine Knechte
der freien Republik. :|
Wenn euch die Leute fragen:
Wo ist Absalom?
So sollt ihr ihnen sagen:
Ja, er hänget schon.
|: Er hängt an keinem Baume
er hängt an keinem Strick,
sondern an dem Traume
der freien Republik. :|
Jetzt gehts für Deutschlands Rechte
jetzt gehts für Deutschlands Sieg.
Wir sind keine Knechte
frei lebt die Republik.
|: Drum auf ihr lieben Brüder
nehmt das Glas zur Hand,
es leben sechs Studenten
es lebt das Vaterland. :|
Worte: anonyme Umdichtung von Wilhelm Sauerweins "Lied der Verfolgten"
Musik: auf die Melodie ” Hat man brav gestritten ” aus dem Theaterstück ” Der alte Feldherr ” uraufgeführt 1825, die Melodie wurde auch für das Heckerlied verwendet
Interpret: Deutsche Gildenschaft
Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=WDaLS-yWL2o
http://www.liederlexikon.de/lieder/in_dem_kerker_sassen_zu_frankfurt_an_dem_main
https://www.volksliederarchiv.de/in-dem-kerker-sassen-zu-frankfurt/
https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Wachensturm
Bilder:
Insurrection de Francfort, zeitgenössischer Kupferstich von François Georgin zum Frankfurter Wachensturm
Erstürmung der Barrikade an der Konstablerwache in Frankfurt am Main am 18. September 1848 durch preußisches Militär, Lithographie von E. G. May nach einer Zeichnung von Jean Nicolas Ventadour
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