Die Bedeutung von Heimat, Vaterland und Migration - Vortrag von Bert Hellinger

Gerade in unserer schnellebigen und hektischen Zeit entdecken die Menschen die Kraft spiritueller Systeme aus der Überzeugung wieder, daß der wissenschaftlich und technologisch bestimmte Mensch vielfach die Orientierung verloren hat und das er durch die Beschäftigung mit Spirituellem seinem Ursprung und damit auch der Wahrheit wieder ein Stück näher kommen kann.
Andererseits birgt der Wahrheits- und Absolutheitsanspruch spiritueller Weisheit für den wissenschaftlich geschulten Menschen Konfliktstoff in sich. Ordnungen per se als gegeben anzusehen, fällt vielen Menschen unseres Kulturkreises schwer. Bert Hellinger glaubt an kosmische Gesetzmäßigkeiten, die für Ordnung in Familien sorgen sollen und insofern kann man seine Arbeit durchweg als spirituell bezeichnen. Manche halten den ehemaligen Jesuitenpater für einen großartigen Heilslehrer, andere halten seine Methode für den derzeit größten Humbug auf dem Psycho-Markt.

Bert Hellinger, geboren am 16. Dezember 1925 in Leimen, hat Philosophie, Theologie und Pädagogik studiert und arbeitete 16 Jahre lang als Mitglied des katholischen Missionsordens der Marianhiller Missionare bei den Zulus in Südafrika. Sein Taufnahme ist eigentlich Anton Hellinger, als Ordensmitglied der Marianhiller Missionare führte Hellinger den Namen Suitbert.
Danach wurde er Psychoanalytiker und entwickelte unter dem Einfluss der Gruppendynamik, der Primärtherapie, der Transaktionsanalyse und verschiedener hypnotherapeutischer Verfahren die ihm eigene Form des Familien-Stellens, das heute weltweit Beachtung findet und in vielen unterschiedlichen Bereichen angewandt wird. Zum Beispiel in der Psychotherapie, der Organisationsberatung, der psychosomatischen Medizin, der Lebens- und Erziehungsberatung und der Seelsorge im weitesten Sinn.
Bert Hellinger hat im Verlauf seines Entwicklung auch eine psychoanalytische Ausbildung gemacht (anerkannt von der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse M.A.P.) Bereits 1982 bestätigte auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns KVB seine für ein Tätigwerden als nichtärztlicher Psychotherapeut auf dem Gebiet der sog. großen Psychotherapie im Wege der Delegation erforderliche Ausbildung als nachgewiesen. Seine Zulassung für den sogen. Kassensektor gab Bert Hellinger später zurück, da er keine Einzeltherapien anbot. Aus gleichem Grund strebte er später keine Zulassung als Psychotherapeut unter dem neuen Psychotherapiegesetz an, da diese Art von Arbeit für ihn nicht mehr in Frage kam.
Bert Hellinger lebt heute im südöstlichen Bayern nahe der österreichischen Grenze.
( http://www.bert-hellinger.de/deutsch/virtuelles_institut/bert_hellinger/biographie.shtml)
Einer an psychotherapeutisch orientierten Verfahren interessierten breiteren Öffentlichkeit wurde er Anfang der 90er Jahre durch das Buch von Gunthard Weber "Zweierlei Glück" bekannt, in der er die sogenannte "sytemische Psychotherapie Bert Hellingers" beschreibt. (http://www.bert-hellinger.de)
1997 äußerte sich Bert Hellinger rückwirkend über seine Arbeit als Priester: Dieses Priestertum käme sicher aus Verstrickungen und unbewussten Aufträgen aus seiner Herkunftsfamilie, die dort einen Sinn gehabt hätten, aber er habe das mit Hingabe und letztem Einsatz gemacht. Dann sei er auf einmal an etwas gestoßen, und es wäre ganz klar geworden, dass der Weg nicht weiter geht (Weber: Praxis des Familienstellens, S. 515).

Bert Hellinger hat die Skriptanalyse nach Eric Berne praktiziert. Berne geht davon aus, dass jeder nach einem bestimmten Muster lebt. Dieses „Skript“ geht zurück auf frühe Botschaften, die Eltern ihren Kindern vermitteln. Hellinger fand für sich heraus, dass das nicht stimmt. Nach Hellinger sind die Skripts – also die Lebenspläne nach denen jemand lebt – tiefer rührend. Sie gehen zurück auf frühe Erlebnisse, unabhängig davon, was die Eltern vermittelt haben (Hellinger: Ordnungen der Liebe S. 487).
In der Skriptanalyse wird versucht, die Lebensmuster anhand literarischer Geschichten wie Märchen, Romane, Filme usw. herauszufinden. Man fragt den Klienten nach einer Geschichte, die ihn in der frühen Kindheit bewegt hat – schon vor dem fünften Lebensjahr – und nach einer zweiten Geschichte, die ihn in der Gegenwart bewegt. Dann vergleicht man diese Geschichten und findet über das, was in beiden Geschichten ähnlich verläuft heraus, was sein geheimer Lebensplan ist.
Nach Hellinger kann eine Geschichte, die jemand erzählt sich auch auf jemand anderen aus seiner Familie beziehen. So fand er heraus, dass ein Klient als Kind sehr bewegt war von der Geschichte des Othello. Doch das was Othello erlebt hat, kann ein Kind noch nicht erleben. Es stellte sich heraus, dass der Großvater des Klienten aus Eifersucht den Liebhaber seiner Frau erschossen hatte. Hellinger stieß hierbei zum erstenmal auf die systemische Dimension von persönlichen Problemen und Schicksalen (ebd. S.488).
Südafrikanische Gruppendynamiker, die ihre Ausbildung in den USA erhalten hatten, waren weitere Lehrmeister