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Anonymous - Lehrer in Not - bei den Schülern beliebt, von den Kollegen gemobbt
Lehrer in Not
Von Eva Sichelschmidt, aktualisiert am 25.2.2018, FAZ
Bei den Schülern beliebt, von den Kollegen gemobbt:
Thomas N. ist nach der Wende mit größtem Engagement in den Pädagogenberuf eingestiegen. Jetzt droht sein Leben in Scherben zu fallen.
Thomas N. ist Lehrer aus Überzeugung, Pädagoge aus Berufung. Ein freundlicher Mann mit Idealen. Von seinen Schülern wird er geschätzt und geachtet. Seine Arbeitszeit endet nicht mit dem Schulklingeln und hält sich auch nicht an den Ferienkalender. Wenn das „Fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner demnächst zur Neuverfilmung anstünde – was trotz der Idealbesetzung mit Blacky Fuchsberger immer wieder zu befürchten steht –, würde Thomas N. den perfekten Klassenlehrer Dr. Bökh abgeben.
Und doch ist N. in Schwierigkeiten geraten, in gewaltige, existentielle. Um es gleich vorwegzunehmen: Er hat keinem Kind Gewalt angetan, ihm wird kein sexueller Missbrauch zur Last gelegt. Sein Manko ist es, unangepasst zu sein, ein Freidenker, als den er sich bezeichnet. Doch Schule ist auch nur ein Business wie jedes andere, ein hartes zudem. N. sagt, das Wichtigste für den Lehrerberuf sei, „authentisch“ zu sein.
Kinder sollen freidenkende Menschen werden
„Viele Kollegen setzen sich eine Lehrer-Maske auf, bevor sie den Klassenraum betreten. Das merken die Schüler natürlich. Dabei ist es gar nicht schwer, ein guter Lehrer zu werden. Man muss einfach nur fachlich was drauf haben und man selbst sein“. Thomas N. geht mit einem Schüler schon mal am Sonntag ins Fußballstadion, wenn er im Ethikunterricht Canetti durchnimmt, als Vorbereitung für ein Referat zum Thema „Masse und Macht“.
Wenn N. von seiner Leidenschaft für Reformpädagogik erzählt, „weil da alles möglich ist und aus Kindern freidenkende Menschen werden können“, dann überholen ihn vor Begeisterung manchmal die eigenen Worte, wie einen Hasen die Hinterbeine beim schnellen Lauf durchs Feld. Als kleiner Junge hat Thomas N. gestottert. In seiner eigenen Schulzeit in Dresden fiel er nicht gerade durch Glanzleistungen auf.
Im Klassenzimmer beliebt, im Lehrerzimmer nicht
„Ich war ein Träumer, meine Mutter hat sich immer Sorgen gemacht.“ Seine Lehrer haben ihm das Träumen damals vorgeworfen. „Sie nahmen es mir übel, dass ich mich weniger für Mathematik und Physik als für meine eigenen Gedankenläufe interessierte.“ Viele seiner Kollegen sehen das auch vierzig Jahre später noch so und halten es für einen persönlichen Affront, wenn ein Schüler sich nicht für ihr Fachgebiet interessiert. „Aber der Mensch kann nun einmal nicht für alles glühen. Bei mir darf der Träumer seinen Gedanken nachhängen, solange er nicht stört und die schlechte Note durch eine bessere ausgleichen kann.“ Nicht nur dafür lieben ihn seine Schüler. Von seinen Kollegen aber wird er dafür auch kritisiert.
Vielleicht geht beides einfach nicht zusammen – in der Klasse beliebt sein und auch im Lehrerzimmer. „Lehrerzimmer? Da bin ich selten“, sagt N. „Das ist ein Ort, an dem oft über Schüler hergezogen und schlechte Laune verbreitet wird. Oder es werden Arbeiten verteilt, die niemand erledigen will.“
…
Aber 1999, er hat soeben sein Studium abgeschlossen, wird er Gründungsmitglied eines Freien Gymnasiums. Dort tritt er auch seine erste Stelle an, gleich als Klassenlehrer. N. ist im Glück. Er kann jetzt endlich pädagogisch wirken und all sein erlerntes Wissen an die Kinder bringen. N. baut den Schülerrat und die Fachbereiche in Geschichte und Ethik auf. Er unterrichtet auch Philosophie, ebenfalls eines seiner privaten Interessengebiete und Herzensangelegenheiten.
...
Der Fall der kleinen Maria ist besonders vertrackt: Deren geschiedene Mutter spricht dem Alkohol zu, eine Rechtschreibschwäche hat das Kind zudem, und etwas langsam ist es auch – aber nicht dumm. Hat Maria in einem Fach eine Fünf, dann gibt ihr N. einfach in einem anderen eine Zwei. „Die hätte nie sitzenbleiben dürfen, dann wäre sie verloren gewesen, die wäre untergegangen.“ Im letzten Sommer stand dann die inzwischen zwanzigjährige Maria mit der Mutter und der Oma plötzlich in der Schule, mit Wein und Blumen. Sie wollten sich bei N. persönlich bedanken, Maria hatte soeben ihre Ausbildung zur Krankenschwester begonnen.
…
Es sind schwere Zeiten für Menschen, die ihre Haltung zeigen und die Vernunft bewahren. Nicht nur unter den Lehrern.
Wir sind Anonymous.
Wir sind Legion.
Wir vergeben nicht.
Wir vergessen nicht.
Erwartet uns.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wie-ein-lehrer-seine-existenz-verlor-15461257.html
Category | People & Family |
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