First published at 03:03 UTC on November 23rd, 2020.
Bretzenheim-Gedenken, 22. November 2020:
Warum ich heute hier stehe:
Ich stehe heute hier - wieder hier, weil die Toten der Rheinwiesen nicht aufhören, mich hierher zu rufen.
Ich stehe heute hier, weil ich den Lebenden das Zeugnis dieser Toten schuld…
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Bretzenheim-Gedenken, 22. November 2020:
Warum ich heute hier stehe:
Ich stehe heute hier - wieder hier, weil die Toten der Rheinwiesen nicht aufhören, mich hierher zu rufen.
Ich stehe heute hier, weil ich den Lebenden das Zeugnis dieser Toten schulde.
Ich stehe heute hier, weil die Stimmen dieser Toten meine Stimme brauchen - und die Wahrheit dieser Tode die Wahrhaftigkeit meines Lebens.
Ich stehe heute hier, weil es meine Pflicht ist und gleichermaßen der innerste Wille meines Herzens.
Ich stehe heute hier, weil hier auf diesen Feldern und Wiesen mein Volk einmillionenfach zertreten und zermalmt wurde, zerschlagen und zerquetscht - in Latrinen ersoffen, wehrlos und nach Belieben erschossen. Ich bin Fleisch vom Fleische dieser Toten. Ich bin Blut vom Blute dieser Toten.
Ich stehe heute hier, weil die hier zerschundene Lebendigkeit meines Volkes in mir täglich wiederaufersteht - und in jedem, der heute hier ist.
Ja, ich stehe heute hier, weil ich nicht alleine hier stehe, sondern als Glied einer Gemeinschaft über die Zeiten hinweg, in der Ahnenlinie aller Volkszugehöriger wie auch in der Reihe treuer, ehrbarer und wahrhaftiger Kameradschaft.
Ich stehe heute hier, weil wir alle mittlerweile in einem Gefangenenlager leben. Dieses Land in seiner Gesamtheit wurde zu einem Lager gemacht. Und wir alle sind mittlerweile „entwaffnete feindliche Kräfte“. Die das mit uns machen, das ist nicht etwa eine gegnerische Armee - das ist unsere eigene Regierung. Jedoch - und hier schließt sich der Kreis sofort wieder - jedoch ist diese Regierung nichts anderes als gehorsamer Handlanger anderer, höherer Mächte, die die Vernichtung von uns Deutschen wollen.
Ich stehe heute hier - ich: Ernst, Mann aus der Familie und der Sippe Cran, zugehörig dem Stamme der Franken, zugehörig dem Volke der Deutschen und seiner Nation - ich stehe heute hier, weil ich Deutscher bin.
Ich stehe heute hier, weil ich meinem Volk und meinem Land in Liebe verbunden bin. Diese Liebe bezeuge ich mit den Worten der 4. Strophe des „Liedes der Deutschen“, entstanden 1921und gedichtet von Albert Matthäi, 3 Jahre vor dessen Tod. Mit dieser Strophe möchte ich schließen; sie ist ein Triumph-Ruf des Letztgültigen über alles Vorläufige - mag dieses Vorläufige in seiner Verderbtheit noch so toben:
Deutschland, Deutschland über alles und im Unglück nun erst recht.
Nur im Unglück kann die Liebe zeigen, ob sie stark und echt.
Und so soll es weiterklingen von Geschlechte zu Geschlecht:
Deutschland, Deutschland über alles und im Unglück nun erst recht.
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