First published at 16:54 UTC on August 10th, 2018.
Video übernommen von Tamara Wernli. - Warum ich mit dieser Art von Aktivismus, der den Rechtsstaat ignoriert und auch für Unbeteiligte Konsequenzen hat, nichts anfangen kann. - Vergangene Woche blockierte eine schwedische Studentin ein Flugzeug, wei…
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Video übernommen von Tamara Wernli. - Warum ich mit dieser Art von Aktivismus, der den Rechtsstaat ignoriert und auch für Unbeteiligte Konsequenzen hat, nichts anfangen kann. - Vergangene Woche blockierte eine schwedische Studentin ein Flugzeug, weil sie eine Abschiebung verhindern wollte. Das Flugzeug konnte während zwei Stunden nicht abheben. Ihre Aktion übertrug Elin Ersson per Live-Video bei Facebook. „Er wird nach Afghanistan abgeschoben, wo er mit grosser Wahrscheinlichkeit getötet wird“, sagt sie. Sie werde sich nicht hinsetzen, bis diese Person aus dem Flugzeug gebracht wird. Genervte Fluggäste rufen: „Sie stören die Leute und mir ist egal, was sie denken!“ Andere beklatschen ihren Aktivismus. Unter Tränen filmt sie sich weiter und erhält noch mehr Applaus. Schliesslich verlässt der 52-jährige Afghane die Maschine.
Soziales Engagement ist gut. Die Welt braucht Aktivisten, um Umdenken und Veränderungen herbeizuführen. Es gibt genügend Beispiele in der Geschichte, wo Aktivismus die Welt ein bisschen zum Besseren verändert hat. Die Absichten der 21-jährigen sind grundsätzlich nobel und ehrenwert. Sich für Menschen einzusetzen, kann nie schlecht sein. Ich traue der angehenden Sozialarbeiterin zu, dass ihre Handlung tatsächlich auf Nächstenliebe beruht und nicht auf dem Verlangen nach Beifall, wie es ihr einige vorwerfen.
Das Problem an dieser Art von Aktivismus ist, dass er den Anstrich von Egozentrik hat. Denn das Erzwingen einer Flugzeug-Blockade hat Konsequenzen für alle Anwesenden. Mit ihrer Störaktion werden Besatzung und Fluggäste genötigt, an ihrer Aktion teilzuhaben so à la „Was ich richtig finde, hat die ganze Welt richtig zu finden. Sonst erzwinge ich es eben. Unannehmlichkeiten aller anderen sind mir dabei schnurzegal.“ Das habe ich bei Twitter geschrieben. Vielleicht hat ja keiner der Passagiere auf dieser Reise von Göteborg nach Istanbul einen Anschlussflug verpasst, vielleicht keiner ein Bewerbungsgespräch, den Abschied von einem sterbenden Verwandten. Und was sind schon ein paar Unannehmlichkeiten, wenn es um ein Menschenleben geht?
Webseite: http://www.tamarawernli.ch
YouTube: https://www.youtube.com/channel/UChBJrKb8HB1ViYagR7a-K4g/videos
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