Ruediger Dahlke (* 24. Juli 1951 in Berlin) ist ein deutscher Humanmediziner und Psychotherapeut, der auch auf dem Gebiet der Esoterik tätig ist.
Der Polaritätsgedanke ist Axiom sowohl der holistischen Psychologie als auch der christlichen Mystik. Wollte man das Paradies als Metapher für Einheit nehmen, so war es der Sündenfall des Menschen -der Sturz in die Polarität – welcher ihm die Erkenntnisfähigkeit erst ermöglichte. Gut/Böse, Männlich/ Weiblich, Krieg/Frieden, Tag/ Nacht, +/-, etc. sind die zwei Pole, die den jeweiligen Gegenpart erst erkennbar machen. So ist der Frieden erst durch den Krieg zu begreifen, wäre der Mann ohne den Gegenpart Frau,wohl möglich einfach nur „Mensch“.Gebiert die Nacht den Tag usw.
Es muss also im Paradies unendlich langweilig gewesen sein, weil man in der Einheit, fernab der Erkenntnisfähigkeit nicht wissen kann, ob, oder wie gut es einem eigentlich geht. Das biblische Gleichnis und Ereignis vom Sündenfall findet sinnvollerweise am „Baum der Erkenntnis“ statt. Der Mensch muss das Paradies – die Einheit – verlassen, wird sterblich und erkenntnisfähig unter anderem darüber, was er verloren hat.
Diesen paradiesischen Urzustand wiederzuerlangen, ist seither das Ziel aller mystischen Sinnsucher.
Die„religio“ (lat: Rückverbindung zum Urgrund) ist das Mittel dazu. Weltabgeschiedenheit, Spiritualität, Mystik und Esoterik sind Begriffe über die verschiedenen Versuche des westlichen Menschen auf diesem Weg voranzukommen. Die verschiedenen Methoden und spirituellen Übungen sollen hier nicht ausführlich beschreiben werden, entscheidend ist jedoch der Begriff
der Selbsterkenntnis. „Erkenne Dich selbst“ stand über dem Orakel zu Delphi. Selbsterkenntnis sei Gotterkentnis ist das Credo der christlichen Mystik, zumal wir demnach ALLE Gottes Kinder sind. Das Verständnis von WELT als SYMBOL, schafft dem Mystiker vermittels verschiedener Deutungstechniken, eine bedeutungsvolle Welt; das Haften an Konkretem ist aus dieser Sichtweise
vergleichsweise unbedeutend, wenn kein Fortschreiten auf dem Erkenntnisweg zu erwarten ist. Dieser innere Erkenntnisweg macht den einzelnen Menschen zum Mittelpunkt seines Universums. Die WELT um ihn herum wird zum Symbol, erschafft ihm dergestalt bestenfalls die Möglichkeit, ein sinnvolles Leben zu Leben und auf dem Weg zur Individuation vom Ego zum SELBST (C. G. Jung) zu finden. Nach Carl Gustav Jung ist dementsprechend das Ringen um Selbsterkenntnis die schwerste und wichtigste Arbeit, die ein Mensch vollbringen kann, ist sie doch äußerst schmerzhaft – der „normale“ Mensch projiziert insofern lieber auf die Außenwelt, um von sich weg zu kommen, die „SCHULD“ für Schicksal nicht ertragen zu müssen, was wieder sehr viel mit Verantwortung zu tun hat. Die Anleihen der modernen Tiefenpsychologie, bei abendländischen Weisheitssystemen und spirituellen Traditionen sind auffallend. Carl Gustav Jung und Fritz Riemann bedienen sich ihrer, David Yalom hält die „vier letzten Dinge“: Tod, Freiheit, Isolation und Sinnlosigkeit bei eigentlich jeder Psychotherapie für existenziell.
Ob also der westliche Mensch auf dem Weg der religiösen Sinnsuche, oder der Tiefenspsychologie sein „Heil“ sucht, bleibt vollkommen ihm überlassen, entscheidend ist der innere Erkenntnisweg - der außer ihm - keinem anderen weh tut. Dieser spirituelle Mensch könnte aus seiner Überzeugung keine Kreuzzüge führen, keine Zwangsmission betreiben, keine „Ungläubigen“ bestrafen oder töten. (Daher sind selbst die vermeintlich entarteten Formen der esoterischen Scharlatane, Geistheiler und Schamanen prinzipiell friedfertig und „tun“ nur demjenigen etwas, der sie aufsucht.) Er könnte sich vielmehr mit Indianern über den „Großen Geist“ mit Naturreligiösen über das Wundern und Mystikern aller Weltreligionen trefflich und friedlich austauschen, da Symbolsprache immer auch Weltsprache ist. Der Mystiker – aller Religionen - kann sich noch wundern.
Auf dieses zunehmend größer werdende Völkchen der Privatreligiösen, trifft nun mit Macht der Islam, der sich seiner spirituellen Traditionen (Sufismus) weitgehend gewaltsam entledigt hat und das innere Ringen, den Mysterienweg, ausschließlich als Dschihad (Anstrengung, Kampf, Bemühung, Einsatz), im Kampf gegen die Außenwelt versteht, die potentiell gemeinsame mystische Wahrheit der Religionen ablehnt und mit dem Feindbild des UNGLÄUBIGEN, die kranke Projektionsfläche schafft, durch die dem einzelnen Moslem jegliche geistige Selbstentwicklung unmöglich wird, der Handlungsauftrag aber klar – der Ungläubige ist zu bekehren oder zu bekämpfen. Das gemeinsame äußere Feindbild generiert innere Einheit, das ist insofern wichtig, als für den einzelnen Gläubigen - in dieser Form des Islam, wie gesagt - kein Erkenntnisgewinn und keine Entwicklung möglich ist, sich seine Religion für ihn – aus spiritueller Sichtweise – mithin gar nicht lohnt, er aber trotzdem bei der Stange gehalten werden muss.
