First published at 15:24 UTC on March 24th, 2021.
Ein freudscher Versprecher (nach Sigmund Freud) ist eine sprachliche Fehlleistung, bei der die eigentliche Meinung oder Intention des Sprechers unfreiwillig zutage tritt.
Bei der Bewertung eines scheinbar sinnvollen Versprechers als einer „Freudsch…
MORE
Ein freudscher Versprecher (nach Sigmund Freud) ist eine sprachliche Fehlleistung, bei der die eigentliche Meinung oder Intention des Sprechers unfreiwillig zutage tritt.
Bei der Bewertung eines scheinbar sinnvollen Versprechers als einer „Freudschen Fehlleistung“ wird davon ausgegangen, dass in der Bedeutungsabweichung, die durch einen Versprecher entsteht, eine unbewusste Aussage zum Vorschein kommt. Es wird also nicht angenommen, dass solchen Versprechern eine einfache, (neuro-)physiologische oder auch assoziative Beeinflussung der Sprachproduktion zugrundeliegt[1][2], sondern behauptet, dass es v. a. eine psychische Ursache dafür gibt. Bei den Freudschen Fehlleistungen würde somit anstelle des eigentlich 'Gemeinten' etwas gesagt werden, das dem „Gedachten“ ggf. sogar besser entspräche und in diesem Sinne interpretiert werden könnte.
Die Existenz eines solchen Phänomens wurde durch Freud (1901, 1904) in „Zur Psychopathologie des Alltagslebens“ behauptet. Seit dem allgemeinen Bekanntwerden der auf Freuds Befunde gestützten Theorie der Fehlleistungen hat jemand, dem ein solcher Versprecher unterläuft, einen schlechten Stand, seinem Publikum nachzuweisen, dass es sich gar nicht um einen Lapsus der Freudschen Art handelt, wohingegen vor Freuds Zeit solch ein Versprecher lediglich ein Anlass zur Heiterkeit gewesen wäre, oder eventuell begleitet von völligem Unverständnis, auch empörtem Getuschel.
Ein Beispiel von Freud sei hier berichtet [3], das Freud (ohne Quellenangabe) aus Rudolf Meringer/Karl Mayer (1895), Versprechen und Verlesen, hatte:
Ein Mann erzählt von irgendwelchen Vorgängen, die er beanstandet, und setzt fort: Dann aber sind Tatsachen zum ‚Vorschwein‘ gekommen. (… Auf Anfrage bestätigt er, dass er diese Vorgänge als 'Schweinereien' bezeichnen wollte.) ‚Vorschein und Schweinerei‘ haben zusammen das sonderbare 'Vorschwein' entstehen lassen.[4].
https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/471054
LESS